Dabei kommen der bilateralen Ländergesellschaft unterschiedliche Aufgaben zu; denn für Italiener und Deutsche erfüllt sie unterschiedliche Funktionen. „In Dortmund gibt es viele Italiener. Hier in der Gesellschaft haben sie die Möglichkeit, Deutsche kennenzulernen, Deutsch zu hören und zu sprechen“, sagt Stefania Bredereck. Sie selbst ist vor fast 40 Jahren aus Pescara nach Dortmund gekommen und erlitt zunächst einen Kulturschock, was vor allem an der dicken Luft durch die Industrieschlote lag. „Allerdings habe ich mich hier nie als Ausländerin gefühlt, sondern sehr wohl“, sagt Stefania Bredereck. Den Weg zur Auslandsgesellschaft hat sie erst 20 Jahre später als Sprachlehrerin gefunden. Doch dort engagiert sie sich auch ehrenamtlich, um Italiener und Deutsche zusammenzubringen.
Italiener können hier auch Kontakte zu Landsleuten und ihren kulturellen und sprachlichen Wurzeln pflegen. Ein Angebot, welches u.a. für die Kinder und Enkel der einstigen Gastarbeiter wichtig sei: „Wir haben in den Sprachkursen viele Menschen mit italienischem Migrationshintergrund, die kaum noch italienisch sprechen“, weiß Angela Cesti. „Bei uns wollen sie es lernen.“
Viele Deutsche kommen, um mehr über Land und Leute zu erfahren und - ebenfalls ein Grund - auch Italienisch zu lernen. Diese Neugier an Italien motiviert Angela Cesti. Sie ist seit 20 Jahren in Deutschland. Sie engagiert sich, um die Verbindungen zwischen beiden Ländern zu verbessern. Aber auch speziell dafür, dass Italiener ihre Bindungen zu Italien behalten und verstärken. „Ich möchte mein Land vorstellen und präsentieren. Die Deutschen und die Italiener, die in Deutschland leben, sollen die gleiche Liebe entwickeln, wie ich sie zu meinem Land habe“, ergänzt Angela Cesti.
Die Deutsch-Italienische Gesellschaft organisiert Vorträge, Lesungen, Theater- und Konzertveranstaltungen, Gesprächskreise, Koch- und Filmabende sowie Studienreisen. (Partei-)politische Themen treten dabei in den Hintergrund. Es geht vor allem um Kultur, Sprache, Traditionen und Landeskunde. Dabei wird der unterschiedliche Blick auf die beiden Länder deutlich: „Deutschland bedeutet für Italiener Ordnung und Sauberkeit - fast alles ist perfekt. Italien bedeutet für Deutsche Leben, Bewegung, Licht. Alles, was mit Sinnen zu tun hat. Das ist ein klarer Unterschied. Deutsche lieben Italien, weil es dort so viel Gefühl gibt“, sagt Angela Cesti.
„Wir präsentieren den Deutschen Dolce Vita und wir zeigen den Italienern die deutsche Vita“, sagt Stefania Bredereck lachend. Auf diesen gemeinsamen Nenner könnte man die ehrenamtliche Arbeit des Länderkreises bringen.
Auch für Italiener und erfahrene Italien-Reisende könne die Auslandsgesellschaft interessante Angebote machen. Es gebe viele Ecken, die man vielleicht noch nicht oder nicht intensiv kennengelernt habe. Diese wollen die beiden gebürtigen Italienerinnen vorstellen und auch das alltägliche Leben vermitteln.
Allerdings sind ihnen weitere Ehrenamtliche immer willkommen. Sie würden sich freuen, wenn alle 21 Regionen Italiens in der Gesellschaft vertreten wären. Aber natürlich sind auch deutsche Ehrenamtliche willkommen. Die Arbeit wurde schließlich jahrzehntelang von einem Deutschen geprägt: Hans Krüger hat die Arbeit im Jubiläumsjahr 2015 an Cesti und Bredereck übergeben. „Unsere Veranstaltungen sind offen für alle Menschen“, betont Stefania. Sprachbarrieren gibt es bei Veranstaltungen nicht. „Es gibt immer Dolmetscher“, wirbt sie für einen Besuch und auch für ehrenamtliches Engagement in der Auslandsgesellschaft.
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